Durch Scrum zu mehr Agilität
Die Erschließung neuer Märkte sowie steigende Produktkomplexitäten führen zu einer stetigen Globalisierung der Produktion und immer komplexeren Produktionsnetzwerken. Gleichzeitig stellen kontinuierliche Prozess-/ Produktänderungen innerhalb des Produktentstehungsprozesses (PEP) sowie die bestehende Multiprojektarbeit in verteilten Teams die Prozessplanung vor große Herausforderungen. Aufgaben der Prozessplanung sind die Planung, Gestaltung und Realisierung von Produktionssystemen. Vorwiegend kommen linear und sequenziell geprägte Planungsansätze zum Einsatz. Dabei ist zu erkennen, dass mit diesen traditionellen Ansätzen die beschriebenen Herausforderungen nicht zufriedenstellend gelöst werden können. Ähnliche Rahmenbedingungen sind in der Softwareentwicklung zu beobachten. Als ein Lösungsansatz wurden hierbei die agilen Konzepte erarbeitet und umgesetzt. Untersuchungen zeigen, dass die Adaption dieser agilen Ansätze auf die Prozessplanung vielversprechend ist.
In Folge entwickelte die BMW GROUP gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Arbeits- und Produktionssystematik der TU Dortmund das Konzept der Agilen Prozessplanung im PEP. Hierbei wurde Scrum an die spezifischen Gegebenheiten der Prozessplanung innerhalb der Motorenproduktion adaptiert. Diese agile Methodik wird durch ein entsprechendes Phasen- und Rollenmodell beschrieben. Zentrale Bausteine sind ein agiler Planungszyklus sowie auf die Prozessplanung zugeschnittene Praktiken. Gleichzeitig stellen eine kontinuierliche Simulation der Planungsstände und deren regelmäßige Reviews mit den späteren Produzenten einen hohen Reifegrad in frühen Planungsphasen sicher.
Ziel ist eine erhöhte Planungsqualität, verkürzte Planungsdauer sowie eine gesteigerte Kundenzufriedenheit. Die Umsetzung in der betrieblichen Praxis zeigt dabei, dass agile Ansätze auch in Disziplinen über die Softwareentwicklung hinaus in traditionellen Fachbereichen erfolgreich anwendbar sind.
Präsentation Download
Link: http://www.scrum-day.de/archiv/scrumdayjul12sap/vortraegedownload/PR_20120705_Stephan_Schneider_Agile_Prozessplanung_in_der_Motorenproduktion_final.pdf
- Methodenbericht
- Anwenderbericht
Referent: Stephan Schneider; BMW Group
Stephan Schneider, Jahrgang 1983, studierte Wirtschaftingenieurwesen an der Universität Karlsruhe (TH) und der University of Canterbury. Im Anschluss arbeitete er für die Unternehmensberatung 4flow AG auf verschiedenen internationalen Projekten mit den Schwerpunkten Logistik und Produktion. Heute beschäftigt er sich mit Themen der Prozessexzellenz innerhalb der Prozessplanung Motor bei der BMW GROUP und promoviert am Lehrstuhl für Arbeits- und Produktionssysteme der Technischen Universität Dortmund.